Der korrekte Umgang mit Quellen zählt zu den Grundprinzipien einer wissenschaftlichen Arbeitsweise, die immer auch auf die Entwicklung eigenständiger Gedankengänge abzielt.1 Werden Bezugnahmen auf fremde Leistungen nicht ordnungsgemäß ausgewiesen, kann sich dies zu einem Plagiat auswachsen.2 Die schwerwiegendste Variante dieser Verstöße stellt das Vollplagiat dar.3 Worum es sich dabei genau handelt erklären wir dir in diesem Artikel.
Definition: Vollplagiat
Von einem Vollplagiat spricht man, wenn eine fremde Arbeit ohne Zustimmung des Autors kopiert und als eigene Leistung dargestellt wird.3 Weiter gefasste Definitionen werten auch die Übernahme wesentlicher Teile fremder Arbeiten als Vollplagiat.4
Werden Plagiate an Universitäten erkannt, wird normalerweise zwischen vorsätzlichem und fahrlässigem Handeln unterschieden, wobei zweitere Variante weniger schwer wiegt. Ist der Mangel an Quellenangaben so eklatant, dass ein Versehen nicht plausibel erscheint, kann mitunter von einem vorsätzlichen Handeln ausgegangen werden.5 Bei einem Vollplagiat erscheint eine Berufung auf Fahrlässigkeit in der Regel wenig plausibel.
Beispiel für Vollplagiate
Um dir besser veranschaulichen zu können, was ein Vollplagiat ausmacht, haben wir einige Beispiele für dich zusammengestellt. Das bei diesen Beispielen zum Ausdruck kommende Plagiatsmuster kannst du gemeinsam mit den spezifischen Vorgaben deiner Universität als ersten Prüfmaßstab dafür heranziehen, ob eine bestimmte Textpassage ein Vollplagiat darstellt.
Vollplagiat: Beispiel
Die folgende Definition von Plagiaten stammt von der Homepage der Universität Regensburg:
Vollplagiat mit Zitatsplagiat: Beispiel
Von einem Zitatsplagiat spricht man, wenn man ein in einer anderen Quelle, Sekundärliteratur, gefundenes Zitat übernimmt und direkt auf die dort zitierte Quelle, Primärquelle, verweist, als hätte man diese im Original eingesehen. Dabei wird die Übernahme aus zweiter Hand, normalerweise gekennzeichnet durch «zitiert nach» oder ähnliche Zusätze, unterschlagen.7
Wer ein Vollplagiat begeht, übernimmt in der Regel auch die Quellenverweise und Zitate des Autors, von dem abgeschrieben wird.
Somit wird zeitgleich auch ein Zitatsplagiat begangen, wie dies beim folgenden Beispiel der Fall wäre:
Vollplagiat vs. Übersetzungsplagiat – Ein Vergleich
Plagiatsart | Plagiatsausmaß | Sprachliche Ähnlichkeit |
Vollplagiat | Ganze Arbeiten oder wesentliche Abschnitte | Ganze Arbeiten oder auch "einzelne Sätze oder ganze Passagen"9 |
Übersetzungsplagiat | Weitestgehend identisch | Deckungsgleicher Wortlaut in anderer Sprache |
Die Konsequenzen eines Vollplagiats
Wie bereits erwähnt kann ein Vollplagiat im extremsten Fall bis zur Exmatrikulation führen. Weitere studienrechtliche Sanktionen umfassen beispielsweise die Nichtigerklärung der Prüfungsleistung oder gar der Widerruf des akademischen Grades.3 Auf zivilrechtlicher Ebene kann es zu Schadenersatzforderungen aufgrund von Urheberrechtsverletzungen kommen; strafrechtlich im Extremfall zu Freiheits- oder Geldstrafen.3
Vermeiden von Vollplagiaten
Dass sich Vollplagiate für Studenten nie auszahlen, ergibt sich aus den bisherigen Ausführungen von selbst. Doch wie lassen sie sich verlässlich vermeiden?
Die folgenden Ratschläge können zur Plagiatsprävention beitragen:
Vollplagiat begangen – was tun?
Wer ein Vollplagiat begangen hat, sollte sich aktiv und aufrichtig um Schadensbegrenzung bemühen.
Dies kann beispielsweise durch die folgenden Maßnahmen erfolgen:
- Eine rechtskundige Person konsultieren, um die möglichen Konsequenzen des Vollplagiats und den Umgang damit zu erörtern
- Das Fehlverhalten von sich aus eingestehen
- Anbieten, eine neue, wissenschaftlich einwandfreie Arbeit zu schreiben
- Sich beim Betreuer und der plagiierten Person entschuldigen
- Etwaige entschuldbare Fahrlässigkeitsgründe anführen, wenn vorhanden
- Das Plagiat nicht in aussichtsloser Weise abstreiten, sondern Reue zeigen
- Bei den zuständigen Universitätseinrichtungen vorsprechen, um mögliche Lösungswege zu besprechen
- Ausnahmesituationen angeben, die erklären, warum man sich zu einem Vollplagiat hat hinreißen lassen, wenn vorhanden
- Keine neuerlichen Unwahrheiten erfinden
Häufig gestellte Fragen
Mit diesem Begriff bezeichnet man die gänzliche Übernahme beziehungsweise das vollständige Abschreiben einer fremden Arbeit, die in weiterer Folge bewusst als eigenständige Leistung ausgegeben wird3 10
Ein Vollplagiat kann schwerwiegende juristische Konsequenzen nach sich ziehen, und zwar auf straf-, zivil- und universitätsrechtlicher Ebene.3
Die möglichen Konsequenzen sind zumeist gestaffelt. Bei besonders groben Verstößen kann eine Exmatrikulation zu den möglichen Rechtsfolgen gehören.10
Es gibt mehrere Strategien, um Plagiaten vorzubeugen. Ordnungsgemäßes Zitieren stellt eine wichtige Absicherung gegen das Begehen eines Vollplagiats dar.9
Nicht jedes Plagiat wird vorsätzlich begangen – gerade bei Studienanfängern können handwerkliche Fehler als Ursache in Frage kommen, was auch einen entsprechenden Wertungsunterschied nach sich zieht.11 Die Behauptung, ein Vollplagiat unabsichtlich begangen zu haben, muss aufgrund des Umfangs der Übernahmen jedoch lebensfremd erscheinen.
Quellen
1 Goethe Universität Frankfurt am Main: Umgang mit Quellen, in: Goethe Universität Frankfurt am Main, o.D., [online] https://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/91292213/Umgang_mit_Quellen (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
2 Vogel, Annalena/ Kaiser, Lea: Umgang mit Quellen, in: Universität Heidelberg, 2021, [online] https://backend.uni-heidelberg.de/de/dokumente/handout-umgang-mit-quellen/download (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
3 Universität Wien: Plagiat, in: Universität Wien, o.D., [online] https://studienpraeses.univie.ac.at/infos-zum-studienrecht/wissenschaftliche-arbeiten/plagiat/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
4 Goethe Universität Frankfurt am Main: Plagiate, in: Goethe Universität Frankfurt am Main, o.D., [online] https://www.fb03.uni-frankfurt.de/101940130/Plagiate (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
5 Fachhochschule Oberösterreich: Umgang mit Plagiaten in studentischen Arbeiten an der FH OÖ, in: Fachhochschule Oberösterreich, 01.01.2021, [online] https://www.fh-ooe.at/fileadmin/user_upload/fhooe/ueber-uns/organisation/satzung/docs/KOL_Abschnitt_7a_der_Satzung_Umgang_mit_Plagiaten_in_studentischen_Arbeiten_an_der_FH_O%C3%96_V1.2_210101.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
6 Tassilo, Heinrich: Umgang mit Plagiaten, in: Universität Regensburg, 16.03.2021, [online] https://www.uni-regensburg.de/philosophie-kunst-geschichte-gesellschaft/methoden-politikwissenschaft/studium/umgang-mit-plagiaten/index.html (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
7 Scheer, Uta: Plagiate vermeiden, in: Georg-August-Universität Göttingen, o.D., [online] https://lms.sulb.uni-saarland.de/moodle/pluginfile.php/24455/mod_resource/content/1/Plagiate%20vermeideni_Schreibberatung%20G%C3%B6ttingen.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
8 Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Informationen zum Thema „Plagiate“
für Studierende sowie Doktoranden und Habilitanden, in: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, o.D., [online] https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wwu/rektorat/dokumente/info_plagiate_prueflinge.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
9 Universität Leipzig: Plagiate, in: Universität Leipzig, o.D., [online] https://home.uni-leipzig.de/schreibportal/plagiate/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
10 Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: Leitfaden für die Handhabung von Plagiatsvorwürfen gegenüber Studierenden, in: Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, 05.05.2021, [online] https://www.ku.de/fileadmin/140201/Leitfaden_fuer_die_Handhabung_von_Plagiatsvorwuerfen_gegenueber_Studierenden_Endfassung_05.05.2021.pdf (zuletzt abgerufen am 06.12.22)
11 Universität Augsburg: Plagiate, in: Universität Augsburg, o.D., [online] https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/information/plagiate/ (zuletzt abgerufen am 06.12.22)