Vor allem in der empirischen Sozialforschung, aber auch in allen anderen Wissenschaften stoßen Studierende häufig auf den Begriff der Triangulation. Die Bedeutung bleibt häufig unklar. Dabei handelt es sich durchaus um eine hilfreiche Forschungsmethode: Diese Forschungsstrategie hilft, einen spezifischen Untersuchungsgegenstand durch verschiedene Perspektiven umfassender zu verstehen.
Definition: Triangulation
Der Begriff stammt aus dem Lateinischen, wo «tri» die Zahl drei bezeichnet und «angulus» den Winkel. Es wird also ein Dreieck gebildet oder im Dreieck gemessen. Außerhalb der Geometrie ist das Wort vor allem durch die Sozialforschung bekannt geworden.
In der Forschung kennt man das Triangulieren als eine Strategie, mit deren Hilfe ein Forschungsgegenstand aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden kann. Dafür werden verschiedene Forschende, mehrere Methoden oder unterschiedliche Datenquellen eingesetzt, deren Erkenntnisse dann in einen Zusammenhang gebracht werden. Somit erlaubt die Triangulation es, repräsentativere und objektivere Erkenntnisse zu gewinnen, als es aus nur einem Blickwinkel möglich wäre.
Ursprünglich entstand diese Strategie zur Validierung von Resultaten, also zur Überprüfung der Validität. Es sollte also nach einer bereits abgeschlossenen Forschung eine zusätzliche Methode herangezogen werden, mit der der Wahrheitsgehalt der Analyse gesichert werden kann. In den letzten fünfzig Jahren hat sich diese Ansicht jedoch verändert. Die meisten Forschenden vertreten heute den Standpunkt, dass alle an einer Triangulation beteiligten Ansätze und Personen gleichwertig sein sollen.
Arten der Triangulation
Forschende können auf verschiedenste Weisen triangulieren. Zumeist werden vier Arten unterschieden:
- Daten-Triangulation,
- Theorien-Triangulation,
- Methoden-Triangulation und
- Investigator-Triangulation.
Jede davon ist für unterschiedliche Forschungszwecke geeignet.
Daten-Triangulation
Die Datentriangulation nutzt verschiedene Datenquellen, um eine Forschungsfrage zu beantworten. So wird diese beispielsweise an mehreren Orten, zu mehreren Zeitpunkten oder mit wechselnden Teilnehmenden untersucht. Diese Art eignet sich besonders, wenn die Möglichkeit besteht, dass regionale oder zeitliche Einflüsse eine Rolle für das Forschungsergebnis spielen. So kann das Forschungsthema «Jugendsprache» zum Beispiel in verschiedenen Städten oder auf der Stadt und dem Land beobachtet werden, um die Forschung repräsentativer zu gestalten.
Theorien-Triangulation
Für die Theorientriangulation werden mehrere Theorien zur Beantwortung einer Forschungsfrage eingesetzt, miteinander verglichen und abgewogen. Diese Methode ist besonders gut geeignet, wenn das Risiko besteht, dass die Forschenden sich zu sehr von ihren eigenen Voransichten leiten lassen. Soll eine wissenschaftliche Arbeit beispielsweise von Strafen in der Kindererziehung handeln, können Forschende triangulieren, indem sie zwei oder drei konträre Theorien zum Thema untersuchen. So wird der Einfluss der eigenen Meinung minimiert.
Methoden-Triangulation
Bei der Methodentriangulation wird nicht mit verschiedenen Denk-, sondern Handlungsansätzen trianguliert. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Möglichkeiten:
-
Methodeninterne Triangulation:
Hier wird innerhalb einer einzelnen Methode trianguliert. Beispielsweise können zwei verschiedene Fragebögen ausgeteilt oder ein Fragebogen mithilfe zwei verschiedener Codes ausgewertet werden. -
Triangulation quantitativer und qualitativer Forschung:
Hier werden verschiedene Methoden miteinander trianguliert, sodass eine große Ähnlichkeit zum Mixed-Methods-Ansatz entsteht. Beispielsweise wird eine Frage einmal schriftlich in einem Fragebogen und einmal in einem Interview gestellt, um zu überprüfen, ob möglicherweise verschiedene Antworten gegeben werden.
Investigator-Triangulation
Die Investigator-Triangulation ist manchen Menschen auch als Forschertriangulation bekannt. Verschiedene Forschende untersuchen hier die gleiche Fragestellung oder den gleichen Themenkomplex. Geeignet ist das vor allem dann, wenn individuelle Einflüsse durch die Forschenden ein Risiko darstellen. Wird beispielsweise ein Experteninterview von mehreren Forschenden durchgeführt, die dann ihre Erkenntnisse teilen, reduziert sich die Gefahr, dass Sympathien oder Antipathien zwischen Interviewenden und Experten Einfluss auf die Resultate nehmen.
Eignung und Verwendung
Ursprünglich ist die Triangulation eine Strategie aus der empirischen Sozialforschung. Mittlerweile hält sie aber in jeglichen Forschungsbereichen Einzug und ist für alle Forschungsfragen geeignet, die mithilfe einer einzigen Perspektive, Quelle oder Methode nicht ausreichend beantwortet werden können.
Mehrere Methoden miteinander zu kombinieren kann sehr herausfordernd sein, da über jeden einzelnen Zugang zum Thema ein umfassendes Wissen vorhanden sein muss. Wer triangulieren möchte, muss deshalb über verschiedenste Kompetenzen verfügen, die in manchen Fällen über das gewöhnliche Maß hinausgehen. Dazu können beispielsweise Kenntnisse zur Statistik und Datenaufbereitung zählen.
Schwierig ist auch die Integration der Resultate. Die Ergebnisse der verschiedenen Forschungsmethoden müssen in Beziehung zueinander stehen anstatt nur nacheinander abgearbeitet werden. Das ist vor allem für Studierende in frühen Semestern sehr herausfordernd. Bereits die einwandfreie Anwendung einer einzelnen Methode ist zu Beginn des Studiums recht knifflig, sodass das Triangulieren sich eher für Abschluss- und Doktorarbeiten empfiehlt.
Sie erfordert außerdem einen weitaus höheren zeitlichen und manchmal auch finanziellen Aufwand. Experimente und Beobachtungen müssen mehrmals durchgeführt werden, manchmal auch in verschiedenen Städten. Zudem werden zahlreiche unterschiedliche Kompetenzen verlangt. Daher macht das Triangulieren vor allem dann Sinn, wenn ohnehin mehrere Forschende zusammenarbeiten, die die Aufgaben passend zu ihren persönlichen Stärken und Voraussetzungen untereinander aufteilen können.
Zuletzt ist es wichtig, anzuführen, dass die Methode nicht nur Befürworter hat. Kritisiert wird unter anderem, dass durch das Triangulieren zwar das Blickfeld erweitert wird, die Ergebnisse aber verschwimmen können. Bevor du in deiner wissenschaftlichen Arbeit triangulierst, solltest du daher sicherstellen, dass die Dozenten ein positives Bild von dieser Strategie haben.
Vorteile | Nachteile |
Betrachtung des Forschungsgegenstands mit verschiedenen Blickwinkeln | anspruchsvoll |
Einsatz in allen Forschungsbereichen | zeitaufwendig |
Validierung von Ergebnissen | hohe Kosten |
Chance: Umfassendere und repräsentative Resultate | Risiko: Ungenaue Ergebnisse durch hohe Anforderungen aus verschiedenen Bereichen |
Triangulation vs. Mixed-Methods
Diese beiden Begriffe werden häufig als Synonyme genutzt. Tatsächlich handelt es sich um verwandte Konzepte, die beide aus der empirischen Sozialforschung stammen. Sowohl der Mixed-Methods-Ansatz als auch die Methodentriangulation kombinieren mehrere wissenschaftliche Methoden, um eine bestimmte Forschungsfrage zu beantworten.
Der Unterschied besteht jedoch im Umfang der Möglichkeiten: Mixed Methods arbeitet ausschließlich mit unterschiedlichen Forschungsmethoden, kombiniert also die quantitative und die qualitative Forschung miteinander. Das Triangulieren hingegen erlaubt es auch, innerhalb einer dieser Methoden unterschiedliche Ansätze zu verwenden, zum Beispiel innerhalb einer qualitativen Beobachtung zwei Forschende einzusetzen oder einen quantitativen Fragebogen mit zwei Leitfäden auszuwerten.
Es ergibt sich: Die Triangulation ist ein weitaus offeneres Konzept als Mixed Methods. Zudem wird sie stärker dem qualitativen Feld zugeordnet: Wer trianguliert, konzentriert sich dabei stets auf eine besondere Forschungsfrage. Mit dem Mixed-Methods-Ansatz hingegen können auch mehrere Fragen hintereinander beantwortet werden.
Häufig gestellte Fragen
Dabei handelt es sich um eine Forschungsstrategie, bei der der Gegenstand der Forschung aus mehreren Perspektiven betrachtet wird.
Beim wissenschaftlichen Arbeiten dient die Triangulation der Verifizierung und Validierung von Forschungsergebnissen. Man kombiniert unterschiedliche Methoden, Datenquellen oder Theorien, um ein umfassenderes Verständnis eines Forschungsgegenstandes zu erhalten. Durch den Vergleich der verschiedenen Ergebnisse kann die Zuverlässigkeit und Gültigkeit der Forschung erhöht werden.
Mit der Daten-, Theorien-, Methoden- und Investigator-Triangulation bestehen vier verschiedene Ansätze.
Durch das Triangulieren wird es möglich, den Forschungsgegenstand aus mehreren Blickwinkeln zu untersuchen, sodass die Forschung objektiver und repräsentativer wird.
Nein. Der Mixed-Methods-Ansatz deckt sich mit einem Bestandteil der Triangulation, doch diese umfasst noch deutlich mehr.