Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine

27.12.24 Gedichte Lesedauer: 8min

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Gedichte sind eine besondere Möglichkeit, komplexe Themen oder Gefühle auf kreative Weise auszudrücken. «Die Lore-Ley» von Christian Johann Heinrich Heine beeindruckt durch seine geheimnisvolle Stimmung und die bildhafte Sprache. Die Ballade der Romantik zeigt, wie faszinierend Literatur sein kann. In diesem Beitrag findest du eine detaillierte Zusammenfassung und Interpretation dieses bedeutsamen Werks.

InhaltsangabeVolltext

Inhaltsangabe: „Die Lore-Ley“

Das Gedicht „Die Lore-Ley“ von Heinrich Heine erzählt von einem Schiffer, der in der Abenddämmerung am Rhein eine schöne Frau auf einem Felsen sieht, die singt und sich das Haar kämmt. Der Schiffer ist so fasziniert von der Frau, dass er die gefährlichen Riffe übersieht und verunglückt. Das Gedicht thematisiert und verbindet Verführbarkeit, Eitelkeit und Vergänglichkeit. Außerdem enthält es Elemente des Vanitas-Motivs, welches in der Romantik wieder aufgegriffen wird.

Volltext: „Die Lore-Ley“

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr gold’nes Haar.

Sie kämmt es mit gold’nem Kamme,
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht auf die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh›.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley gethan.

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Entstehung

Autor Christian Johann Heinrich Heine
Entstehungsjahr 1824
Epoche Romantik
Art Gedicht bzw. Lied
Leitmotive
  • Eitelkeit
  • Verführbarkeit
  • Vergänglichkeit

Das Gedicht «Die-Lore-Ley» von Heine entstand im Jahr 1824 und gehört zur Epoche der Romantik.

In dem Gedicht wird die Sage von der Loreley aufgegriffen, eine verführerische Frauengestalt, die auf einem Felsen am Rhein sitzt und mit ihrem Gesang vorbeifahrende Schiffer ablenkt. Sie steht symbolisch für eine gefährliche, unerreichbare Liebe und die verführerische Kraft der Natur, die den Menschen überwältigt.

Heines Gedicht ist zugleich romantisch und ironisch. Zwar verwendet er typische Motive und Stimmungen der Romantik, doch verleiht er dem Gedicht auch eine ironische Distanz, indem er die übersteigerte Faszination für das Geheimnisvolle und Unerreichbare betont.

Durch die Gestalt der Loreley thematisiert Heine auch die zerstörerische Wirkung und die Eitelkeit des Menschen, der sich von ihr verführen lässt. Somit verwendet Heine Motive der Romantik, um ihre Schwächen und Grenzen zu beleuchten.

Aufbau

«Die Lore-Ley» besteht aus insgesamt sechs Strophen und 24 Versen.

Länge 6 Strophen
Verse 4 Verse pro Strophe
Reimschema abab
Kreuzreim mit unreinen Reimen (Verse 1 und 3)
Metrum Dreihebiger Jambus, manchmal unregelmäßig
Kadenz Gleichmäßiger Wechsel von weiblicher und männlicher Kadenz

Handlung & Interpretation

Das Gedicht beginnt mit einem lyrischen Ich, das von einer tiefen Traurigkeit erfüllt ist, die es sich selbst nicht erklären kann. Es spricht von einem «Märchen aus alten Zeiten», das ihm nicht aus dem Kopf zu gehen scheint.

Diese düstere Stimmung begleitet den Leser in die Abenddämmerung, wo der Rhein ruhig und geheimnisvoll dahinfließt und die Gipfel der Berge im letzten Licht der Abendsonne funkeln.

Auf einem hohen Felsen sitzt die schöne Loreley, eine junge Frau, die in geheimnisvoller Schönheit strahlt. Sie kämmt ihr goldenes Haar mit einem goldenen Kamm, eine Geste, die ihre Anmut und Verführungskraft betont. Während sie ihr Haar kämmt, singt sie ein verführerisches Lied, dessen Melodie so bezaubernd ist, dass sie ihr eine magische Ausstrahlung verleiht.

Ein vorbeifahrender Schiffer wird von ihrer Schönheit und ihrem Gesang völlig gefesselt. Obwohl er auf dem Rhein an gefährlichen Felsen vorbeifahren muss, liegt seine ganze Konzentration bei der geheimnisvollen Frau auf dem Felsen. In seiner Verblendung achtet der Schiffer nicht mehr auf den Fluss und bemerkt die drohenden Riffe nicht. Der Bann, den die Loreley auf ihn ausübt, wird ihm schließlich zum Verhängnis. Sein Boot läuft auf die Felsen zu, und er ertrinkt in den Tiefen des Rheins.

Das Gedicht endet mit der Vermutung, dass die Loreley durch ihren Gesang den Untergang des Schiffers verursacht hat, und lässt offen, ob sie dies bewusst getan hat oder ob sie einfach die unbezwingbare Kraft der Natur und des Schicksals verkörpert.

Das Gedicht warnt vor der Verführbarkeit und Selbstvergessenheit des Menschen, der sich von unerreichbaren Sehnsüchten und äußerer Schönheit blenden lässt und reale Gefahren ignoriert.

Somit mahnt es auch vor den Gefahren von Illusion und Selbsttäuschung, indem es zeigt, wie leicht Menschen ihre Vernunft und Vorsicht verlieren können, wenn sie sich äußeren Einflüssen hingeben.

Die Geschichte des Schiffers zeigt, dass die Hingabe an Illusionen und Oberflächlichkeiten zum eigenen Untergang führen kann.

Das Gedicht setzt sich mit verschiedenen Themen auseinander, deren genaue Bedeutung nicht immer sofort offensichtlich ist. Die behandelten Themen sind:

Verführung und Verhängnis

Im Gedicht verkörpert die Loreley eine verführerische Macht der Schönheit und des Unerreichbaren, indem sie hoch oben auf dem Felsen sitzt und den Schiffer in ihren Bann zieht. Diese Faszination wird schließlich zum Verhängnis für den Schiffer, da sie ihn ablenkt und in seinen Untergang führt. Das Gedicht warnt somit vor der Verführung, weil sie schnell zum Verhängnis führen kann.

Kritische Auseinandersetzung mit der Romantik

In dem Gedicht sind typische romantische Motive zu finden, wie die verführerische Kraft der Natur und das Geheimnisvolle. Doch Heine fügt auch eine subtile Ironie hinzu, indem er die Grenzen und Gefahren einer romantischen Idealisierung beleuchtet. Die Romantik glorifizierte meist die Sehnsucht nach dem Mystischen, indem sie die Natur und unerreichbare Ideale über die rationale Vernunft stellte.

In «Die Lore-Ley» wird diese romantische Neigung jedoch als gefährlich und täuschend dargestellt. Der Tod des Schiffers zeigt, dass das Streben nach Illusionen und das Verlorengehen in erfüllbaren Sehnsüchten letztlich ins Nichts oder sogar in den eigenen Tod führen können. Die ironische Distanzierung hinterfragt die übersteigerte Romantik und zeigt auf, dass die Flucht in Fantasien und das Aufgeben der Realität keine Lösung für das Leben und seine Herausforderungen sind, sondern letztlich zur Zerstörung und Selbstaufgabe führen können.

Sehnsucht und Illusion

Die Loreley steht für eine mystische Schönheit, die eine Sehnsucht nach dem Geheimnisvollen weckt. Die Begegnung des Schiffers mit der Loreley zeigt, wie leicht Menschen sich von Fantasien und Idealen täuschen lassen und dadurch die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Dies kann als Warnung vor einer solchen Hingabe an unerreichbare Sehnsüchte gedeutet werden, da sie oft in Enttäuschung oder sogar im Unglück enden.

Sprache

Die sprachlichen Besonderheiten des Gedichts «Die Lore-Ley» ergeben sich aus der Verbindung von lyrischen und erzählerischen Elementen, die eine melancholische und mystische Atmosphäre erschaffen. Die Strophenstruktur und Reime verleihen dem Gedicht einen liedhaften Rhythmus, der an ein Volkslied erinnert.

Das Gedicht hat ein lyrisches Ich, das die Geschichte erzählt und eine melancholische, mystische Atmosphäre schafft. Diese Erzählweise verstärkt die Wirkung der Loreley und ihre verführerische, schicksalhafte Kraft, die schließlich in der Tragödie des Schiffers mündet.

Heine hat im Gedicht verschiedene sprachliche Mittel eingesetzt, um es lebendiger wirken zu lassen. Im Folgenden sind die prägnantesten Stilmittel aufgelistet:

Mit Personifikationen der Umgebung wird die friedliche, aber geheimnisvolle Natur des Schauplatzes, die im Kontrast zur tragischen Handlung steht, unterstrichen.

Beispiele

  • Und ruhig fließt der Rhein
  • Der Gipfel des Berges funkelt

Durch die Wiederholung des Begriffs «gold» in den Wendungen «gold’nes Geschmeide», «gold’nes Haar» und «gold’nem Kamme» wird die faszinierende Schönheit der Loreley und ihre Verlockung betont.

Beispiele

  • Ihr gold’nes Geschmeide blitzet
  • Sie kämmt ihr gold’nes Haar
  • Sie kämmt es mit gold’nem Kamme

Die wiederholten Satzanfänge sind Anaphern, die die Dramatik des Gedichts steigern und die hypnotische Wirkung der Loreley besonders betonen.

Beispiele

  • Sie kämmt ihr goldenes Haar.
    Sie kämmt es mit goldenem Kamme,
  • Er schaut nicht die Felsenriffe,
    Er schaut nur hinauf in die Höh.

Metaphern werden in dem Gedicht verwendet, um die Botschaft zu vermitteln. Dabei werden beide Charaktere (Schiffer und Loreley) metaphorisch verwendet.

Beispiele

  • «Schiffer» als Metapher für den Menschen
  • «Gesang der Loreley» als Metapher für Verführung

Heine verwendet beim Untergang vom Boot des Schiffers Alliterationen, um einen rhythmischen Klang zu erzeugen und die Dramatik der Szene zu unterstützen.

Beispiele

  • Den Schiffer im kleinen Schiffe
  • Ergreift es mit wildem Weh

Die Loreley von Friedrich Silcher

Das Volkslied «Die Loreley (Ich weiß nicht, was soll es bedeuten)» basiert auf Heines Gedicht «Die Lore-Ley» und wurde 1837 von Friedrich Silcher vertont.

Das Lied ist sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache bekannt und wird häufig a cappella oder mit Klavierbegleitung gesungen.

Häufig gestellte Fragen

In Heines «Die Lore-Ley» geht es um die Sage einer verführerischen Frau, die auf einem Felsen am Rhein sitzt und mit ihrem Gesang einen vorbeifahrenden Schiffer in ihren Bann zieht, was schließlich zu seinem Tod führt. Die Loreley verkörpert eine unerreichbare Schönheit, deren Anziehungskraft Männer ins Unglück stürzt. Das Gedicht thematisiert die Konsequenzen, wenn man sich von Illusionen und Sehnsüchten leiten lässt.

Das Gedicht «Die Lore-Ley» warnt vor Verführbarkeit und Selbsttäuschung, indem gezeigt wird, wie der Schiffer seine Vorsicht verliert, weil er sich von einer unerreichbaren Schönheit blenden lässt.

Das Gedicht «Die Lore-Ley» wird der Epoche der Romantik zugeordnet. Diese Epoche betonte die Faszination für das Geheimnisvolle und unerreichbare Sehnsüchte, die sich zum Teil auch in Heines Gedicht widerspiegeln.

«Die Lore-Ley» ist so bekannt geworden, weil das Gedicht eine alte deutsche Sage aufgreift und diese in einer poetischen Form darstellt. Die Vertonung durch Friedrich Silcher hat das Gedicht als Volkslied noch bekannter gemacht, sodass es generationsübergreifend gesungen und weitergegeben wurde.

Von

Denise Fiege

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Über den Autor

Denise Fiege lernt an der Friedrich-Alexander-Universität. Sie studiert im 2-fach Bachelor die Studiengänge Philosophie und Theater- und Medienwissenschaft. Da sie in jedem Semester mehrere wissenschaftliche Arbeiten schreibt sind ihr die wissenschaftlichen Vorgaben schon vertraut. Deshalb erstellt sie bei BachelorPrint als Werkstudentin Beiträge für das Wissensportal, um ihr Wissen mit Kommilitonen zu teilen.

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Citation

Literaturverzeichnis

Fiege, D. (2024, Dezember 27). Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine. BachelorPrint. https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen 07.01.2025)

Verweis im Text

Klammern
(Fiege , 2024)
Im Text
Fiege (2024)

Literaturverzeichnis

Fiege, Denise. 2024. "Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine." BachelorPrint, abgerufen Dezember 27, 2024. https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/.

Verweis im Text

Klammern
(Fiege 2024)

Literaturverzeichnis

Denise Fiege, "Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine," BachelorPrint, Dezember 27, 2024, https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen January 07, 2025).

Fussnoten

Kurzbeleg
Fiege, "Gekürzter Titel."

Literaturverzeichnis

Fiege, Denise: Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine, in: BachelorPrint, 27.12.2024, [online] https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen 07.01.2025).

Fussnoten

Vollbeleg
Fiege, Denise: Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine, in: BachelorPrint, 27.12.2024, [online] https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen 07.01.2025).
Direktes Zitat
Fiege, 2024.
Indirektes Zitat
Fiege, 2024.

Literaturverzeichnis

Fiege, Denise (2024): Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine, in: BachelorPrint, [online] https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen 07.01.2025).

Verweis im Text

Direktes Zitat
(Fiege, 2024)
Indirektes Zitat
(Fiege, 2024)
Im Text
Fiege (2024)

Literaturverzeichnis

Fiege, Denise. "Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine." BachelorPrint, 27.12.2024, https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/ (abgerufen 07.01.2025).

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(Fiege)
Im Text
Fiege

Literaturverzeichnis

Nummer. Fiege D. Die Lore-Ley | Christian Johann Heinrich Heine [Internet]. BachelorPrint. 2024 [zitiert 07.01.2025]. Verfügbar unter: https://www.bachelorprint.ch/linguistik/gedichte/die-lore-ley/


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